Ich rechnete nicht damit, dass es mich irgendwann mal selbst treffen könnte. Eine ernsthafte, medizinisch unheilbare Krankheit – das bekamen eigentlich immer nur andere, dachte ich. Ich war völlig überrascht und nahm es keineswegs ernst, als mein Frauenarzt mich während meiner ersten Schwangerschaft zu einem Internisten schickte, weil meine Schilddrüsenwerte plötzlich erhöht waren. Ich nahm an, dass es sich um etwas Schwangerschaftsbedingtes handelte; etwas, das mit der Entbindung sein Ende nehmen würde. Aus diesem Grund verschwendete ich nach der Geburt meiner ersten Tochter keinen Gedanken mehr an die verschriebenen Favistan-Tabletten und setzte mein Leben wie gewohnt, mit einem wunderschönen Baby im Arm, fort.
Die ersten Wochen mit einem Baby können ganz schön stressig sein. Deshalb merkte ich nicht, dass sich meine ständige Unruhe und Nervosität auf meinen körperlichen Zustand bezogen. Ich dachte, dass die neue Situation und Schwierigkeiten in der Partnerschaft die Ursache des Ganzen waren. Doch nach einigen Wochen kamen Herzrasen und Herzrhythmusstörungen dazu. Außerdem erreichte meine Unruhe einen Zustand der Rastlosigkeit. Ich war nicht mehr in der Lage mein Kind zu stillen, weil ich nicht ruhig sitzen konnte. Angstzustände begannen sich breitzumachen. Ich hatte ständig Angst, besonders davor allein zu sein. Das alles steigerte sich bis ins Unerträgliche. Trotzdem ging ich nicht zum Arzt und hoffte stattdessen, dass es sich von selbst bessern würde. Starke Schmerzen im Blinddarmbereich brachten mich endlich dazu medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es war höchste Zeit. Die Schilddrüsenwerte waren so hoch, dass ich einige Wochen im Krankenhaus unter hochdosierten Medikamenten verbringen musste, die weitere Angstzustände und Alpträume in Folge der Nebenwirkungen auslösten. Als Begleiterkrankung der Schilddrüsenüberfunktion wurde zudem ein Morbus Basedow diagnostiziert, der meine Augen unnatürlich aussehend nach außen treten ließ. Dazu kamen Sorgen um unsere kleine Tochter, weil ich mich nicht um sie kümmern konnte und auch mein damaliger Mann in einer schlechten körperlichen und mentalen Verfassung war.
Nach einiger Zeit waren meine Schilddrüsenwerte soweit normal, dass ich nach Hause entlassen werden konnte. Die nächsten Jahre waren mit regelmäßigen Blutabnahmen und vielen Medikamenten verbunden. Die Ärzte rieten mir immer wieder zu Radiojodtherapien oder Operationen. Ich konnte mich jedoch nicht dazu durchringen und hielt immer wieder daran fest, dass Gott mich heilen würde. Er konnte es, das wusste ich. Aber würde Er es auch tun? Ich weiß nicht mehr, wie viele Menschen in der Vergangenheit für mich gebetet haben. Ich nutzte beinahe jede Gelegenheit in einem Gottesdienst für mich beten zu lassen. Manchmal trat Besserung ein, jedoch ging es nach einiger Zeit wieder bergab. Resignation wechselte sich mit neuer Hoffnung und dem Festhalten an Gottes Wort ab. Eigentlich brauchte ich für meine Genesung Ruhe und eine stressfreie Umgebung, befand mich aber in einer sehr schwierigen Ehe, die diesen Raum nicht hergab. Ich war davon überzeugt an dieser Ehe festhalten zu müssen, um die Konsequenzen meiner früheren Fehler auszubaden. Dass Jesus schon für meine Sünden bezahlt hatte, wusste ich zwar, hatte aber trotzdem das Gefühl, dass ich auch ein bisschen mitleiden müsste. Irgendwann entschied ich mich, die Sache mit meiner Heilung Gott zu überlassen. Er war ja mein Schöpfer und müsste deshalb auch wissen, wann und wie er mich heilen würde. Allen Umständen zum Trotz stellte ich mich auf das Wort Gottes und wartete ab, bis sein Wort in meinem Leben Realität werden würde.
Nach 9 langen Jahren und vielen Kämpfen stand meine Ehe vor dem völligen Aus. Nichts ging mehr und mein damaliger Mann verließ das Haus auf meine Bitte hin. Die Zeit, die danach folgte, war von Erleichterung geprägt. Langsam fing Gott an in mir zu arbeiten. Ich hatte auf einmal den Kopf frei, um von Ihm zu hören und war nicht länger auf unsere schwierige Familiensituation fixiert. Schritt für Schritt befreite Er mich von falschen Gedanken, Lügengebäuden in meinem Inneren und schließlich auch von meiner heimlichen Sucht, dem Rauchen. Dann kam meine Gesundheit an die Reihe. Es ging Schlag auf Schlag. Ich befand mich in einem richtigen Rausch der ersten Liebe zu Jesus und fühlte mich Ihm so nah wie nie zuvor. In einem Befreiungsgebet wollte ich mit meiner Vergangenheit aufräumen, damit nichts mehr zwischen mir und Jesus stehen würde. Ich ahnte nicht, dass dieses Gebet, das zu einem echten Kampf wurde, mir nicht nur Freiheit in verschiedenen Bereichen meines Lebens bringen würde, sondern auch die langersehnte Gesundheit. Während dem Beten konnte ich körperlich spüren, wie Jesus mich freisetzte. Plötzlich bekam ich einen starken Druck auf meinen Augen und hatte das Gefühl, meine Augen würden aus meinem Körper springen wollen. Sofort erinnerte ich mich daran, dass die Begleiterkrankung Morbus Basedow für hervortretende Augen verantwortlich war und wusste, dass gerade in diesem Moment meine Heilung passierte. Nach kurzer Zeit war jeder Augendruck verschwunden. Ich fühlte mich müde, aber leicht und glücklich und war Gott so dankbar für meine neue Freiheit.
Ich hatte schon gehört, dass manche Menschen nach einem Befreiungsgebet die ersten Tage unter Muskelkater zu leiden haben. Diese Erfahrung machte auch ich und war die erste Woche nach dem Gebet zu wenig zu gebrauchen. Bezüglich meiner Heilung entschied ich mich keine Favistan-Tabletten mehr einzunehmen. Ich würde ja merken, wenn es mir körperlich schlechter gehen würde. Tatsächlich kamen nach einigen Tagen die körperlichen Symptome der Schilddrüsenerkrankung zurück und ich fing an zu überlegen, ob Gott mich wirklich geheilt hatte. Nach einigem Hin und Her musste ich mir jedoch eingestehen, dass die körperliche Erfahrung während dem Befreiungsgebet so stark war, dass ich mir sicher war, Heilung empfangen zu haben. Ich fing an zu beten und lehnte jedes Krankheitssymptom ab. Ich war fest entschlossen, gesund zu sein und befand mich erneut in einem Gebetskampf. Diesmal ging es leichter und die Symptome verließen mich schon nach kurzer Zeit. Favistan brauchte ich nie wieder einzunehmen. Meine Blutwerte ließ ich erst Jahre später wieder untersuchen. Sie waren völlig normal.
Die Krankheit versuchte zurückzukommen
Einige Zeit später traf ich einen neuen Mann, wir heirateten und ich wurde wieder schwanger. Einige Monate nach der Geburt ging es mir körperlich nicht sehr gut. Ich tippte auf einen Vitaminmangel und ging deswegen zu meinem Hausarzt. Er stellte eine starke Schilddrüsenüberfunktion mit sehr hohen Werten fest und schickte mich noch am selben Tag zu einem Spezialisten. Ich war durcheinander. Hatte Gott mich nicht geheilt? Was passierte jetzt auf einmal? Der Spezialist sagte mir sehr schlechte Dinge voraus, die mein gesamtes weiteres Leben betrafen und riet mir zu einer möglichst baldigen Operation. Zu Hause angekommen, mit einem Rezept für Favistan-Tabletten in der Hand, musste ich mich erst einmal wieder fassen. Ich wusste, dass Gott mich geheilt hatte. Sollte er die Heilung wieder zurückgenommen haben? Aber das war nicht biblisch. Römer 11,29 sagt: „Denn die (Gnaden-)Gaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“. Also entschied ich mich erneut, seinem Wort zu glauben und es über die Worte des Arztes zu stellen. Ich klammerte mich an Seine Gnade und Sein Wort und ließ den Glauben an die Heilung, die ich vor Jahren empfangen hatte, nicht mehr los. Die Favistan-Tabletten holte ich nicht von der Apotheke ab und die vom Arzt vorausgesagten Symptome blieben aus.
Denn Gott fordert weder seine Gaben zurück, noch widerruft er die Zusage, dass er jemanden auserwählt hat.
Römer 11, 29
Ich bin Gott so dankbar für meine Heilung. Jetzt weiß ich auch, dass Gott nicht nur an unserer körperlichen Heilung interessiert ist. Ich war vor Jahren in einer so schwierigen und stressvollen Familiensituation gefangen, dass eine Heilung wahrscheinlich nicht lange angehalten hätte. Er hat erst mein Innerstes geheilt und dann meinen Körper. Heute bin ich neu verheiratet mit einem Mann, der meinen Glauben teilt und der mehr ist, als ich jemals erwarten konnte. Wir haben drei wundervolle Kinder, die uns viel Freude machen. Gott ist an unserer ganzen Heilung interessiert, nicht nur an einem Teil von uns. Dafür danke ich Ihm und werde Ihn mein ganzes Leben lang loben.
Und meine aktuellen Schilddrüsenwerte? Jede weitere Blutabnahme konnte mir nur noch bestätigen, dass meine Werte völlig in Ordnung sind.
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